Das Streben nach Glück ist ein Leitmotiv in unserem Leben. Besonders unglücklich sind wir dann, wenn wir uns abgelehnt, hintergangen, im Stich gelassen oder ungeliebt fühlen. Oft versuchen wir unsere Verletzlichkeit zu schützen, indem wir solche tiefschwarzen Gefühle verdrängen bzw. ignorieren. Oder wir holen zum Gegenschlag aus und bestrafen die scheinbaren
Urheber unserer Krise mit Eifersucht oder Rache. Hier wäre ein weiser Coach am Platz, der uns hilft, die schwierigen Gefühle der Ohnmacht anzunehmen und zu integrieren.
Diese Aufgabe wollen Fanita English und Joachim Karnath mit ihrem Buch übernehmen. Es geht ihnen u.a. darum, die Dynamik solcher Krisen verständlich zu machen.
Verstehen fördern ist eines der Prinzipien der Transaktionsanalyse (TA).
Ihr Begründer, Eric Berne, hatte das Ziel, mit seinen Klienten ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Die TA entwickelte dazu Modelle, die einfach sind, ohne simpel zu sein, und die bis heute an Bedeutung und beschreibender Kraft nichts verloren haben.
Die Autoren benutzen in ihrem Buch berühmte «Fälle» von William Shakespeare. Mit dem Instrumentarium der TA machen sie das innere Drama von Hamlet und Othello verständlich. Außerdem beleuchten sie an beiden Figuren die Dramatik alltäglicher Situationen, in die jeder von uns ge-raten kann.
Anhand vieler weiterer Fallbeispiele wird die zerstörerische Wirkung blinder Emotionen beleuchtet. Die Philosophie der TA lädt uns folgerichtig dazu ein, uns selbst zu schätzen und das Leben zu akzeptieren, wie es ist. Dies gibt uns die Kraft, auch Zurückweisungen zu überstehen.
(Einzelne Kapitel des Textes wurden bereits in dem inzwischen vergriffenen Buch «Wenn Verzweiflung zu Gewalt wird», Paderborn 1992, veröffentlicht.)
Rezension
Das Buch lässt uns drohende Entgleisungen erkennen, deren innere Dynamik wie auch die äußeren Anzeichen. Es kann den Betroffenen selbst und der unmittelbaren Umgebung Mut machen, rechtzeitig einzugreifen und den Kurs zu korrigieren. Fanita English ist eine mutige und kreative Dame der Transaktionsanalyse. Ihre eigenen Konzepte sowie die allgemeineren Konzepte der TA werden dem Leser leicht verständlich nahegebracht. Parallelen zu Shakespeare, insbesondere zu den Figuren Othello und Hamlet, illustrieren, dass es um zentrale menschliche Entwicklungen geht. Lebendige Beispiele aus Fanitas Erfahrungsschatz und die von Joachim Karnath eingebrachten Bezüge zur Welt der Manager und des Coachings zeigen die Bedeutung für unsere Gegenwart.
Von diesem ungewöhnlichen Werk profitieren Fachleute und Betroffene gleichermaßen. Es informiert kurzweilig und berührt auf kunstvolle Weise.
Dr. phil. Bernd Schmid, Leiter des Instituts für Systemische Beratung in Wiesloch
1992 hatte die TA-Therapeutin F. English in "Wenn Verzweiflung zu Gewalt wird..." die Doppelbödigkeit unserer Identität zwischen Glücksstreben und Empfindungen von Enttäuschung, Sinnlosigkeit und Verzweiflung sowie die daraus resultierenden Krisen, welche "normale" Menschen im Extremfall zu Gewalt gegen sich selbst und andere treiben können, in ihrer Dynamik beschrieben. Hier eine sowohl inhaltlich erweiterte als auch mit vielen Fällen verdeutlichte Neuausgabe. Ihrer Überzeugung entsprechend, dass die menschlichen Handlungsmuster zwischen Euphorie und existenzieller Verunsicherung in der Kindheit angelegt seien, arbeitet English die "Bausteine unserer Persönlichkeit" umfassend auf und unterscheidet – den Tragödiengestalten Hamlet und Othello als Prototypen folgend – zwischen dem "untersicheren" Hamlet Typus und dem "übersicheren" Othello Typus und illustriert deren Gefühlswelt anhand aktueller Fälle (z.B. der Erfurt Attentäter Robert S. als Hamlet , J.W. Mölleinann als Othello Typus). Am Schluss Empfehlungen zum Aufarbeiten der destruktiven Handlungsmuster.
Uwe Friedrich Obsen (ekz Informationsdienst)